Korruptionssumpf Venedig – Klage und Prozessvorbereitung

Korruption: Die Vorwürfe gegen den ehemaligen Stadtrat Renato Boraso

Am 27. März 2025 beginnt der Prozess gegen Renato Boraso, den ehemaligen Stadtrat für Vermögensverwaltung und Mobilität. Die Staatsanwälte Federica Baccaglini und Roberto Terzo werfen ihm vor, in mehrere Korruptionsfälle verwickelt zu sein. Diese umfassen sowohl die Beeinflussung von Ausschreibungen als auch die Annahme von Bestechungsgeldern. Zuvor war Boraso aufgrund dieser Vorwürfe verhaftet worden und verbrachte mehrere Monate in Haft, bevor er unter Hausarrest gestellt wurde. In diesem Artikel findest du alle Informationen zum Korruptionssumpf Venedig – Klage und Prozessvorbereitung. Wir haben bereits mehrfach darüber berichtet: Korruption in Venedig – Stadtrat in Untersuchungshaft, Ermittlungen auch gegen den Bürgermeister von Venedig, Die Vorwürfe gegen den Bürgermeister von Venedig und Bürgermeister von Venedig unter Druck.

Korruption und illegale Machenschaften

Laut den Ermittlungen habe Boraso 60.000 Euro von den Unternehmern Francesco Pizzolo sowie Sergio und Stefano Pizzolato erhalten. Im Gegenzug soll er auf den Bürgermeister Luigi Brugnaro und den Generaldirektor Gianfranco Ceron eingewirkt haben, um die Genehmigung für ein umstrittenes Parkhausprojekt, den „Park 4.0“, zu erlangen. Dieses Projekt, das fast 500 Parkplätze umfassen sollte, wurde später vom Verwaltungsgericht als illegal eingestuft, da es sich auf einem geschützten Waldgebiet in Mestre befand.

Die Bestechungsgelder flossen laut Staatsanwaltschaft in Form von gefälschten Beratungsdiensten, die von Borasos Firmen ausgestellt wurden – stets mit Mehrwertsteuer.

Absprachen und Erpressung

Ein weiterer Vorwurf betrifft die Zusammenarbeit von Boraso mit dem Unternehmer Daniele Brichese, dem Geschäftsführer von Tecnofon. Dieser soll Boraso jährlich 10.000 Euro sowie 4 Prozent an jedem Auftrag gezahlt haben, den Boraso an die Firma vergeben konnte. Dabei soll Boraso gezielt vertrauliche Informationen über öffentliche Ausschreibungen erhalten und genutzt haben, um seine Partner zu bevorzugen.

In einem weiteren Fall wird Boraso vorgeworfen, Druck auf eine Firma ausgeübt zu haben, damit sie die Renovierung eines Gebäudes in Mestre an Tecnofon vergebe. Andernfalls habe er mit einer Inspektion durch die Arbeitsaufsichtsbehörde gedroht. Zudem soll Boraso versucht haben, einen Auftrag für den Bau einer Seniorenresidenz in Mestre auf eine ähnliche Weise zu manipulieren.

Politische Einflussnahme und Wahlkampf

Neben den finanziellen Vorteilen sollen die Bestechungsgelder auch dazu gedient haben, Boraso politische Unterstützung zu sichern. So soll er versucht haben, Mitarbeiter und deren Familienangehörige zu beeinflussen, um deren Stimmen bei Wahlen zu gewinnen. Zudem soll er mit verschiedenen Geschäftspartnern Vereinbarungen getroffen haben, um ihnen lukrative Aufträge zu verschaffen – auch in der Hoffnung, seine politische Karriere zu fördern.

In einem Fall wird ihm vorgeworfen, auf die Verantwortlichen der öffentlichen Verkehrsgesellschaft Avm eingewirkt zu haben, um der Sicherheitsfirma Cds von Helio Costantini einen Auftrag zu sichern. Hierbei soll es auch um die Stimmen von Angestellten und deren Familien gegangen sein.

Drohungen und Einschüchterung

Die Staatsanwaltschaft wirft Boraso vor, sogar Einschüchterungstaktiken angewendet zu haben. So soll er der zuständigen Verantwortlichen für städtische Bauprojekte gedroht haben, indem er auf die negativen Konsequenzen verwies, die ihr drohen könnten, wenn sie bestimmte Untersuchungen nicht rechtzeitig durchführte.

Außerdem wird ihm vorgeworfen, Druck auf Stadtverordnete ausgeübt zu haben, um bestimmte Bauvorschriften zu ändern, die für die Entwicklung von Bauprojekten in Mestre von Bedeutung waren.

Der Mittelsmann und weitere Bestechungsgelder

Im Zentrum der Ermittlungen steht auch der Unternehmer Fabrizio Ormenese, der als „moralischer Mitbewerber“ beschrieben wird. Ormenese soll als Vermittler fungiert und Boraso bei seinen korrupten Machenschaften unterstützt haben. Über Ormenese soll Boraso 40.000 Euro für eine bevorzugte Behandlung eines Unternehmens in Aussicht gestellt haben, wobei der direkte Vorteil für Ormenese ein großes Immobilienprojekt war.

Ein weiterer Fall betrifft Francesco Gislon, der Boraso 163.000 Euro gezahlt haben soll, um Aufträge für seine Firma Ma.Fra. zu sichern. Diese Zahlungen wurden angeblich durch gefälschte Rechnungen verschleiert.

Korruptionssumpf Venedig – Klage und Prozessvorbereitung

Mit dem bevorstehenden Prozess stehen auch zahlreiche Zivilkläger fest, darunter die Stadt Venedig und die Metropolregion sowie mehrere staatliche Unternehmen wie Avm, Actv und das Casino von Venedig. Diese Institutionen werden durch den Anwalt Renzo Fogliata vertreten.

Der Prozess verspricht, weitere Details über die weitreichenden Korruptionspraktiken und die Verbindung zwischen Politik und Geschäftswelt in Venedig ans Licht zu bringen. Die Anklage geht davon aus, dass Boraso seine Position in der Verwaltung dazu genutzt hat, persönliche und politische Vorteile zu erlangen.

Im Rahmen des laufenden Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung. Das bedeutet, dass die betroffene Person so lange als unschuldig betrachtet wird, bis ihre Schuld in einem fairen und rechtmäßigen Gerichtsverfahren nachgewiesen ist. Es obliegt der Staatsanwaltschaft, die Vorwürfe zu beweisen, während der Angeklagte das Recht hat, sich zu verteidigen und alle seine Rechte wahrzunehmen.

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